
Von Geist und Liebe
Evangelium: Joh 14,15-17a.20–21
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Impuls
Freiheit und Liebe gehören notwendig zusammen. Man kann niemanden zwingen, jemanden zu lieben. Das wäre ein Widerspruch in sich. Diesen Zusammenhang ahnt jeder, der schon mal Liebeskummer hatte und sich selbstlos eingestehen musste, dass für den anderen die Priorität des Lebens nicht darin liegt, die Liebe zu erwidern. Vielleicht hat die eine oder der andere in etwas abgemildeter Form auch erlebt, dass Liebe, die man für jemanden empfunden hat, von der anderen Person (scheinbar) gar nicht erst bemerkt wurde. Und man sich im Innersten fragt, was man denn noch tun könne, damit dem anderen endlich die Augen aufgehen. Oder andersherum - man selbst war für die Zuwendung eines anderen blind. In solchen Situationen helfen manchmal Dritte, gute Freundinnen und Freunde, die darauf aufmerksam machen, dass man gerade etwas wirklich Wichtiges übersieht ...
Im heutigen Text des Johannesevangeliums spielt die Liebe in all diesen Facetten eine große Rolle. Für Johannes, dem Autor des Textes, besteht kein Zweifel, dass Gott uns liebt und wir in seiner Liebe geborgen sind. Aber wie das mit der Liebe halt so ist: Dass Jesus Gottes Sohn ist, Jesus uns Gottes Liebe vermittelt hat und auferstanden ist, ist nur für die Augen des Glaubens sichtbar. Aber als Gottes Jünger*innen können wir allen anderen (bei Johannes heißt es: der Welt) unsere eigenen Hoffnungen und Glaubenserfahrungen vorleben und hoffen, dass wir Herzen berühren. Dabei sind wir nicht allein: Gott hat uns seine Hilfe, seinen Geist zugesagt. Und wenn man wirklich liebt, wird man sich vergegenwärtigen, dass Freiheit und Liebe zusammengehören: Liebe ist Werben und eine Verheißung, die dem eigenen Leben und dem Leben anderer einen tiefen Sinn geben kann. (Andrea Strickmann)

Liebt einander, wie ich euch geliebt habe, lese ich im Sonntagsevangelium. Was für eine Liebe ist das, von der da die Rede ist?
Eine treue Liebe, auf die ich mich immer verlassen kann
Eine vertraute Liebe, die ich nicht erst entschlüsseln muss
Eine Liebe, die da ist
Eine Liebe, auf die ich immer zurückgreifen kann
Eine Liebe, die mich auffängt, wenn ich falle.
Eine tröstende Liebe, die mich stützt, wenn ich nicht mehr weiterweiß
Eine heilsame Liebe
Eine begleitende Liebe, die mir nur das Gute gönnt.
Eine Liebe, die bei mir ist, auch wenn sie meine Wege nicht versteht
Eine Liebe, die mich nimmt, wie ich bin
Eine tolerante Liebe
Eine Liebe, die nicht fordert
Eine Liebe, die fordert
Eine Liebe, die nichts erwartet
Eine mir begegnende Liebe in den Menschen meines Alltags
Eine helfende Liebe, auf die ich jederzeit zurückgreifen darf
Eine vertrauende Liebe, die mich frei macht und lässt
Eine Liebe, die verzeiht
Eine mütterliche Liebe
Eine väterliche Liebe
Eine Liebe, die in mir ist und ausstrahlt
Eine Liebe, die überüberschäumt und andere mitnimmt
Eine beständige Liebe
Eine Liebe ohne Anfang und Ende
Gott ist Liebe, durch ihn werden wir zu liebenden Menschen
Ich vertraue darauf, dass es ist eine Liebe ist, die dem Hass und dem Misstrauen der Menschen keine Angriffsfläche bieten kann. Diese Zeit fordert uns. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche. Gottes Liebe bereichere und stärke Sie! (Gundula Dinter)