
Es war im Sommer vor ein paar Jahren. Ich war auf der Heimfahrt, mit dem Auto von Ungarn nach Köln. Es war an einem Bilderbuch Sonntag. Die Autobahn war frei. Ich befand mich auf dem Weg von Wien nach Passau. Es war so, wie das Auto fahren Freude macht. Ich hatte das Radio eingeschaltet und hörte einen Gottesdienst. Katholische Liturgie erklang im Auto, ich musste Acht geben und mich auf den Verkehr konzentrieren. Gabenbereitung bei Tempo140 km/h und so leer war die Autobahn auch nicht. Ich hatte ja Zeit und fuhr so den nächsten Rastplatz an um meiner Sonntagspflicht nach zu kommen. Zum Abschluss stimmt der Priester das gregorianische Te Deum an, um es gleich in deutsch fort zu setzen. Im Hintergrund riecht man förmlich den Duft von Weihrauch der aus den Lautsprechern zu strömen scheint als es mit Macht einsetzt. "Großer Gott wir loben dich". Der deutsche Text tritt hier nach dem der Priester den lateinischen Text angestimmt hat, einfach an die Stelle des lateinischen Hymnus. Es wird nichts verdrängt, es wird nichts zu gedeckt, nichts weg gesungen. Als Kind war "Großer Gott wir loben dich" mein "Lieblingslied" wie vieler anderen Mitchristen auch. Heiliger Schauer überfiel mich, es ergriff mich. Ich sang aus vollem Halse und bemerkte das alle anderen um mich herum auch aus vollem Halse sangen. Es war ein Bad in Weihrauch und Gesang, in einer nicht zu steigender Erregung Altarschellen klangen durch den Weihrauch.
Ich saß stumm hinter dem Steuer meines Autos an der Autobahn und träumte ergriffen von der Macht der Vergangenheit die da über mich kam, ich hatte Tränen in den Augen. Ein Wohlgefühl füllte mich aus. Die Glöckchen der Messdiener hörten auf zu klingeln, der Gesang war noch so stark als wollte er die Mauern von Jericho zum Einsturz bringen. Alles drängte aus der Kirche und hatte sich wieder gefangen. An die Stelle der Begeisterung trat Zufriedenheit, und ein inneres Behagen machte sich breit.
Ich musste daran denken als ich das erste mal ein Gregorianisches Te Deum hörte, ein langer schwebender Gesang, ein leichtes Fragen und Antworten . Eine Mischung aus Psalm und Litanei und Glaubensbekenntnis. Altes und Neues spielend miteinander verbindend.
Das lateinische Te Deum nimmt die Hörer und Sänger sanft an der Hand und führt sie behutsam auf einen hohen Berg wo sich ein unbegrenzter Ausblick eröffnet. Das Herz des lateinischem Te Deum auch wenn alle Glocken geläutet werden, ist die Stille. Das alles ging mir an einem Sonntag im Sommer durch den Kopf. Was war das alles was da mit solcher Wucht auf mich einstürmte? Wie meist immer bei so eindrucksvollen Gebeten liegt die Herkunft meist im Dunkeln. Das "Te Deum" wird auch gerne "ambrosianischer Lobgesang" genannt. Nach einer Überlieferung aus dem Mittelalter, vom Hl Geist ergriffenen Heiligen Ambrosius von Mailand und Augustinus den Gesang gemeinsam anstimmten. Augustinus, als schon Erwachsene, Ostern 387 in Mailand getauft wurde, stimmte Ambrosius diesen Hymnus an und Augustinus sollte ihm in Versen darauf geantwortet haben.
Weitere Autoren wie Hilarius von Portiers, auch Nikitas, Bischof von Remesiana (um 400) sind als Verfasser ins Gespräch gebracht, was aber auch ungewiss ist. Es erstand wahrscheinlich im 4.Jh, der Verfasser ist unbekannt. Die Bezeugung reicht bis ins frühe 6.Jh zurück. Vielleicht noch bis in die Hälfte des 4 Jh. in die Zeit der ambrosianischen Gesänge. Die heutige Form ist erstmals im Antiphonarium Benchorense von Bangor (Irland um 690 ) überliefert. In den handschschriftlichen Versionen lassen sich 3 Varianten unterscheiden. Eine Irische, eine Mozarabische, eine Mailänder. Seit dem 9.Jh. sind Übersetzungen in Volkssprachen nachgewiesen.
Der Aufbau zeigt Parallelen zum Gloria in der hl Messe. Nach Versen über Gott Vater folgen Psalmverse. Zentrales Thema ist die Vereinigung der Lobgesanges der himmlischen Heerscharen der ganzen Kirche zum himmlischen Lobgesang. Das Christuslob bezieht sich auf die wesentlichen Inhalte des Glaubensbekenntnisses. Es geht um Bitten, um Erbarmen, um Erlösung und Glaubenszuversicht.
So ist das Te Deum der Anfang eines feierlichen, lateinischen Lob -Dank - und Bittgesanges der christlichen Kirche. In der Liturgie findet es seinen Platz in der Lesehore (Vigil) des Stundengebetes an Sonntagen außerhalb der Fastenzeit, an Hochfesten und Festen nach dem zweiten Responsorium des Te Deum´s. Darüber hinaus erklingt es auch in Dank-Gottesdiensten wie etwa nach Prozessionen (Fronleichnam) und Weihehandlungen (Priesterweihe). Früher auch häufig gebraucht nach König und Kaiser Krönungen.
Hans Jakob Ollig, Sommer 2019
Quellen:
Martin Mosebac, "Häresie der Formlosigkeit,
Hanser 2007
Rupert Berger, "Pastoralliturgisches Handlexikon"
Herder 1999
Gotteslob (neu) Nr.379/380
Te Deum
Sommer 2019 -Text-
Übersetzung nach Romano Guardini 1950
1.Die Schöpfung preist den dreifaltigen Gott
Dich, Gott, loben wir, dich, Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater, huldigt das Erdenrund.
Dir, rufen die Engel alle, die Himmel und Mächte insgesamt
die Kerubim dir und die Seraphim mit niemals endender Stimme zu:
Heilig, heilig, heilig, der Herr, der Gott der Scharen!
Voll sind Himmel und Erde von deiner hohem Herrlichkeit.
2.Die Kirche preist den dreifaltigen Gott
Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;
Dich der Märtyrer leuchtendes Heer;
dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche;
dich, den Vater unermesslicher Majestät,
deinen wahren und einzigen Sohn;
und den Heiligen Fürsprecher Geist.
3. Lobpreis Jesu Christus
Du König der Herrlichkeit, Christus,
du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoss nicht verschmäht, bist Mensch geworden, den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel und denen, die glauben, die Reiche der Himmel aufgetan.
Du sitzest zur Rechten Gottes in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir, kehrst du einst wieder.
Dich bitten wir denn, komm deinen Dienern zu Hilfe, die du erlöst mit kostbarem Blut.
In der ewigen Herrlichkeit zähle uns deinen Heiligen zu.
4. Bitten
Rette dein Volk, o Herr, und segne dein Erbe;
und führe sie und erhebe sie bis in Ewigkeit.
An jedem Tag benedeien wir dich
und loben in Ewigkeit deinen Namen, ja, in der ewigen Ewigkeit.
In Gnaden wolltest du, Herr, an diesem Tag uns ohne Schuld bewahren.
Erbarme dich unser, o Herr, erbarme dich unser.
Lass über uns dein Erbarmen geschehen, wie wir gehofft auf dich.
Auf dich , o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.
Großer Gott, wir loben dich GL - Nr.379, 380